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               1. 
                Tagung des 9. Landesparteitages der PDS Sachsen-Anhalt  
                am 18. und 19. Juni 2005 in Wittenberg 
               
              Rede
                  von Peter Ritter 
              Landesvorsitzender
              der PDS Mecklenburg-Vorpommern               
              Liebe Genossinnen
                  und liebe Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, verehrte
              Gäste, 
              drei Gründe haben
                mich bewogen, euren Landesparteitag zu besuchen. 
              Da ist erstens mein Interesse zu erfahren, wie ihr in eurem
                Landesverband mit dem uns bewegenden aktuellen Fragen im Hinblick
                auf die vorgezogenen Bundestagswahlen umgeht. 
              Da ist zweitens euer
                  interessanter Antrag für eine tief
                greifende Funktional, Verwaltungs- und kommunale Strukturreform. 
                Eine wichtige Angelegenheit, mit der wir uns in der Praxis seit
                längerer Zeit auseinandersetzen. 
              Und da ist drittens,
                  das hätte eigentlich an erster Stelle
                stehen müssen, ein herzliches Dankeschön an Rosi Hein. 
              Rosi war mir als Landesvorsitzende immer eine wichtige Hilfe
                und eine gute Wegbegleiterin. 
              Eine reibungslose Zusammenarbeit und offener Umgang miteinander
                waren Kennzeichen unseres gemeinsames Wirkens. 
              Dafür also herzlichen Dank und für
                die Zukunft alles Gute! 
              Und wie ich Rosi kenne,
                  hinterlässt sie geordnete Verhältnisse,
                so dass mir um die weitere Zusammenarbeit zwischen unseren Landesverbänden
                nicht bange ist. 
               
  Liebe Genossinnen und liebe Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
                  verehrte Gäste, 
              gestattet mir kurz
                einige Bemerkungen zu meinen, den anderen zwei Besuchsgründen. 
              Wie bei euch, so gibt
                  es auch bei uns Debatten über das „Ob“ und „Wie“ der
                künftigen Zusammenarbeit mit der Wahlalternative.  
              Wir haben auf der
                  gestrigen Beratung der Kreisvorsitzenden noch einmal deutlich
                  gemacht, dass wir unter dem Namen „Demokratische
                Linke. PDS“ zur Zusammenarbeit bereit sind. 
                Wir haben aber deutlich gemacht, dass man die PDS, will man mit
                ihr zusammen- arbeiten, auch nehmen muss wie sie ist.  
              Und in Mecklenburg-Vorpommern bedeutet das eben, dass wir Regierungsverantwortung
                tragen. 
              Und dass wir mit dieser Verantwortung auch verantwortungsbewusst
                umgehen, hat nicht zuletzt unsere Position in der Auseinandersetzung
                mit der EU-Verfassung deutlich gemacht. 
              Gelegentliche Forderungen der Wahlalternative in Mecklenburg-Vorpommern
                zum Austritt aus der Regierung stehen deshalb nicht zur Debatte. 
              Auch bei unserem Koalitionspartner
                  führt dieses mögliche
                Wahlbündnis zu hochgradiger Erregung. Mangels eigener konkreter
                Politikangebote griff der SPD-Landesvorsitzende tief in die politische
                Steinzeit zurück und wusste nichts anderes mehr, als uns
                unsere SED-Vergangenheit vorzuwerfen. 
              Aber auch hier gilt,
                  wer mit uns zusammenarbeiten will, muss uns nehmen wie wir
                  sind – einschließlich unserer
                Vergangenheit und unseres selbstkritischen Umgangs damit. 
              Liebe Genossinnen
                  und liebe Genossen, liebe Freundinnen und Freunde, verehrte
                Gäste, 
              zum dritten Punkt. 
              Am 8. Juni hat unsere
                  Landesregierung den Gesetzentwurf „Zur
                Modernisierung der Verwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern“ in
                den Landtag eingebracht. 
              Der PDS-Landesvorstand
                  erklärte dazu, dass er damit „...im
                Voranschreiten der Verwaltungsmodernisierung in der Einheit von
                Funktional- und Kreisstrukturen eine wichtige Grundlage für
                die Zukunftsfähigkeit des Landes M-V.“ sieht 
              Was sich hier so einfach
                  vorliest, ist in Wirklichkeit ein harter Diskussions- und Auseinandersetzungsprozess,
                  der fast auch zum
                Zerreißen der Fraktion geführt hat. 
              Vor allem an der Anzahl
                  der Kreise entzünden sich die Gemüter
                immer wieder. 
              Klar ist jedoch, dass
                  eine umfassende Reform notwendig ist, Effizienz- und Demokratieaspekte,
                  wie auch von euch gefordert,
                eine ausgewogene Balance aufweisen müssen. 
              Vormals staatliche Aufgaben sollen auch bei uns umfassend kommunalisiert
                werden. 
              Die Zuordnung zum
                  eigenen oder übertragenen Wirkungskreis
                wird auch bei uns hinterfragt. 
              Auch für uns hat, vor dem Hintergrund der angestrebten
                größeren Verwaltungseinheiten, die Stärkung des
                kommunalen Ehrenamtes auf allen Ebenen hohe Priorität. 
              Auch an unsere Kommunalpolitiker
                  richten wir die Erwartung, dass sie selbst Impulse setzen müssen,
                um eingefahrene Gleise zu verlassen. 
              Ein Verharren auf dem Status quo hilft uns hier nicht weiter. 
              Das wichtigste an
                dem gesamten Prozess aber ist, dass man breite Akzeptanz für das Vorhaben „Verwaltungsmodernisierung“ erreicht. 
              Nicht nur in den eigenen Reihen. 
              In unserem Land haben
                  CDU-Landräte und PDS-Landrätinnen
                angekündigt, gegen den Gesetzentwurf zu klagen. SPD- wie
                CDU-Bürgermeister der bisherigen kreisfreien Städte,
                die ihren Statuts verlieren sollen, ebenso. 
              IHK’s und Handwerkskammern, Vereine und Verbände,
                Kirchen und Gewerkschaften haben berechtigte Forderungen. 
              Diese an- und aufzunehmen, zu bewerten, umzusetzen oder abzulehnen,
                ist im Moment unsere Aufgabe. 
              Ich glaube, dass Erfahrungsaustausch
                  dabei für uns dringend
                notwendig ist. 
              Unser Landesvorstand
                  hat daher dem „kommunalpolitischen
                forum“ empfohlen, mit den Foren in anderen Ländern,
                in denen es ähnliche Vorhaben oder Beschlüsse zur Verwaltungsmodernisierung
                gibt, einen solchen Erfahrungsaustausch vorzubereiten. 
              Ich möchte euch heute schon dazu einladen, denn ich denke,
                dass ihr mit eurem Vorschlag für eine tiefgründige
                Funktions-, Verwaltungs- und kommunaler Strukturreform einen
                wichtigen Beitrag zur Debatte leisten könnt. 
              Für die Umsetzung dieses Vorhabens, für die Wahlen
                in diesem und im nächsten Jahr, für den neuen Landesvorstand
                und für Wulf in seiner verantwortungsvollen Position, viel
              Erfolg und uns eine weitere gute Zusammenarbeit.  |