|  
               1. 
                Tagung des 9. Landesparteitages der PDS Sachsen-Anhalt  
                am 18. und 19. Juni 2005 in Wittenberg 
               
              Rede
                    von Rosemarie Hein 
              18.
              Juni 2005 
               
                Liebe Genossinnen und liebe Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,
                verehrte Gäste,                 
              wer hätte es gedacht: seit dem 22. Mai ist Wahlkampf. Bundestagswahlkampf.
              Ein Jahr früher als vorgesehen.  
              An diesem 22. Mai
                  hat die SPD im letzten Flächenland des
                Westens die rot/grüne Koalition verspielt. Dieses Flächenland
                hat immerhin ein WählerInnenpotenzial wie alle fünf
                neuen Bundesländer zusammen. Bei diesen wie bei früheren
                Landtagswahlen haben zu einem erheblichen Teil auch bundespolitische
                Rahmenbedingungen eine Rolle gespielt. Diese Ohrfeige für
                seine Politik hat der Bundeskanzler nun nicht mehr hinnehmen
                wollen. Und darum hat er noch am Abend angekündigt, seine
                Politik zur Abstimmung zu stellen und zwar über ein Misstrauensvotum
                und eine vorgezogene Bundestagswahl, obwohl die Blockadesituation
                zwischen Bundestagsmehrheit und Mehrheiten im Bundesrat nicht
                erst mit dieser Wahl entstanden ist.  
              Seit dem stellen sich
                  der Bundesvorsitzende der SPD und der Bundeskanzler hin und
                  verkünden, wir wollen Neuwahlen, aber
                verändert wird nichts. Welches Signal wollen sie den Menschen
                in dieser Republik damit geben? Ich würde diesen Starrsinn
                als Eingeständnis von Lernunfähigkeit bezeichnen.  
                Alternativlosigkeit ist doch kein politisches Konzept sondern
                höchstens eine Bankrotterklärung vor den ungelösten
                und mit den hinlänglich bekannten Instrumenten auch nicht
                zu lösenden Problemen. 
              Sei es drum, wir stellen
                  uns darauf ein. Immerhin hat diese vorgezogene Bundestagswahl
                  auch für die PDS etwas Gutes:  
                Die Zeit ohne PDS-Fraktion im Deutschen Bundestag geht ein Jahr
                früher zuende als gedacht. Gesine und Petra bekommen Verstärkung.
                In Fraktionsstärke. Darauf wollen wir in den kommenden Wochen
                alle Anstrengungen richten. 
              Es ist ja nicht nur
                  die pure Eitelkeit, die uns treibt, wieder in den Deutschen
                  Bundestag zu wollen. Dieser Bundestag, diese
                bundesdeutsche Politiklandschaft braucht eine soziale Alternative
                zum derzeitigen Politikeinerlei, braucht eine linke Kraft, die
                neue, andere Wege für die Lösung der anstehenden Probleme
                vorweisen kann und die das glaubhaft öffentlich vermittelt.
                Und darum muss es eine Alternative geben zur Wahl von Rotgrün
                oder Schwarzgelb, eben eine linke sozialistische Kraft. Die PDS. 
              Die Rotgrüne Bundesregierung hat die erforderlichen Reformen
                für mehr soziale Gerechtigkeit so richtig versaut.  
                Die Arbeitsmarktzahlen haben sich erst dramatisch verschlechtert,
                dann nur marginal verbessert, trotz der Mogelpackung von Hartz
                IV. Die Daten des Dezember 2004 wurden noch nicht wieder erreicht
                und die waren ja auch schon skandalös. 
                Sie hat mit voller Kraft ins neoliberale Horn getutet, und die
                Steuerreformen in Gang gesetzt, die keineswegs die Arbeitskosten
                entlasteten, sondern nur die Großverdiener. Nun muss sie
                zur Kenntnis nehmen, dass die Arbeitsmarktlage sich dadurch nicht
                verbessert.  
              Da hilft auch das
                  gelegentliche Pfeifen im Walde von Herrn Clement nichts oder
                  die kostspieligen ebenso großen wie inhaltsleeren
                Annoncen zur sinkenden Jugendarbeitslosigkeit wie in dieser Woche.
                Ihre Unterbringung in weiteren Bildungs-Warteschleifen ersetzen
                bei aller Wertschätzung von Bildung doch keine dauerhaften
                Arbeitsplätze.  
              Sie hat die kommunalen
                  Kassen durch sinkende Steuereinnahmen weiter belastet und so
                  die Möglichkeiten kommunaler Wirtschaftstätigkeit
                und kommunaler Daseinsvorsorge weiter begrenzt.  
              Sie hat in die Taschen
                  der Rentnerinnen und Rentner gegriffen und ihnen die Kosten
                der Pflegeversicherung übergeholfen.  
              Sie hat mit der Gesundheitsreform
                  die Leistungen verschlechtert und die Belastungen der privaten
                  Portmonees durch Praxisgebühr,
                höhere Zuzahlungen und Leistungskürzungen erhöht,
                ohne dass die Sozialbeiträge gesunken wären. 
                 
                  Und dann Hartz IV. Dies sollte ein Programm zur Verbesserung
                  der Lage am Arbeitsmarkt werden, Fördern und Fordern war
                  versprochen, aber das Fördern blieb aus, in der Wirklichkeit
                  wurde nur der Druck auf die Arbeitslosen erhöht. Die Zumutbarkeitsregeln
                  wurden verschärft, Mittel für Umschulungen in Größenordnungen
                  zusammengestrichen; „Ein-Euro-Jobs“ sollten den Übergang
                  in ein neues Erwerbsleben ermöglichen. Sie stürzen
                  die Betroffenen aber nur in neue Abhängigkeiten.  
                  Dass zudem auch noch die Angemessenheit des Wohnraumes für
                  die Betroffenen staatlich definiert wird. Immerhin ist all
                  jenen Kommunen zu danken, die hier Lösungen gefunden haben,
                  die Zwangsumzüge möglichst vermeiden.  
                  Viele der arbeitslos Gewordenen erhalten überhaupt keine
                  Leistungen mehr, auch keine Vermittlungsleistungen. Das wirkt
                  sich auf die Lebenssituation von Familien, Lebensgemeinschaften
                  und vor allem auf Kinder aus. Selbst Frau Schmidt räumt
                  in Entgegnung auf den Bericht des Kindesschutzbundes 2004 ein,
                  dass die Zahl der von Sozialhilfe bzw. Hartz IV abhängigen
                  Kinder sich „höchstens“ um eine Viertelmillion
                  erhöhen könne. 
                  Arbeitsplätze sind nach wie vor nicht in Sicht, Minijobs
                  und Niedriglohnbereiche weiten sich aus und geraten noch durch
                  die Ein-Euro-Jobs unter Druck.  
              Ich will die Aufzählungen nicht fortsetzen. Viele von euch
                haben sich seit dem vergangenen Jahr vor Ort eingesetzt, um Betroffenen
                zu helfen, die Landtagsfraktion hat zwei ihrer Kommunaltouren
                unter dieses Thema gestellt und in Stadt- und Gemeinderäten
                sowie in Kreistagen haben die Kommunalabgeordneten sich eingebracht,
                Forderungen gestellt und Vorschläge unterbreitet.  
              Noch ist allerdings
                  auch bei dieser Entwicklung das Ende der Fahnenstange nicht
                  erreicht. Das ganze Ausmaß des gesellschaftlichen
                Schadens wird erst sichtbar werden, wenn auch die Übergangsregelungen
                ausgelaufen sind. Schon jetzt aber ist erkennbar, dass alle diese
                Maßnahmen das Gegenteil von dem bewirken, was sie bewirken
                sollten. Es konnten nicht mehr Menschen in Arbeit vermittelt
                werden, weil keine Arbeitsplätze da sind, es sind auch keine
                neuen entstanden, im Gegenteil, Unternehmen mit großen
                Gewinnen verlagern nach wie vor Teile ihrer Produktion ins Ausland,
                kleine Unternehmen, die vor allem von der Binnenkonjunktur leben,
                haben keinen Absatz mehr.  
              Das kann auch nicht
                  anders sein, weil zum einen in der Folge der Gesetzgebungen
                  die Kaufkraft gesunken ist und weil zum anderen
                diejenigen, die noch ein auskömmliches Einkommen haben,
                sich sehr genau überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben.  
                Privates Verantwortungsbewusstsein kann man das nennen, denn
                bei der Regierung weiß man ja nicht, was noch alles kommt. 
              Und diese Regierung
                  wird ausgerechtet von der SPD geführt.
                Da hilft es auch nichts, wenn sie kurz vor Toresschluss noch
                versucht, einige der schlimmsten Auswirkungen von Hartz IV für ältere
                ArbeitnehmerInnen zu verhindern. Man sei von einer anderen Arbeitsmarktlage
                ausgegangen, so Ulla Schmidt. Ja was haben sie und ihre Ministerkollegen
                denn die ganze Zeit gemacht, dass sie nun überrascht sind.
                Murmeln gespielt?  
              Die SPD ist mit großspurigen Reformvorstellungen angetreten
                und hatte nach 16 Jahren konservativer Regierungsmehrheiten mit
                einem bereits beachtlichen Maß an Sozialabbau einen großen
                Vertrauensbonus.  
                Den hat sie nun endgültig verspielt. Auf der Habenseite
                ist wenig zu finden und das wenige Positive, wie das Antidiskriminierungsgesetz,
                dass nun wohl nicht mehr das Licht der Gesetzeslandschaft erblicken
                wird, wie die Bafög-Regelungen, das IZBB-Programm zum Beispiel
                werden durch die dramatischen Auswirkungen der „Arbeitsmarktreformen“ in
                den Schatten gestellt.  
              Da nützen auch
                  keine verbalradikale Kapitalismuskritik und keine Moralappelle
                  irgend etwas.  
                Der Lack ist ab, die Unfähigkeit von Rotgrün zu einer
                sozial orientierten Reformpolitik liegt offen auf der Hand.  
              Das Dumme ist nur,
                  dass die vom Umfragehoch beflügelte
                CDU die meisten dieser Maßnahmen mitgetragen, zum Teil
                im Bundesrat nachgeschlechtert hat, eine Opposition, wie man
                sich als Regierung Opposition nicht besser wünschen kann.
                Diese Opposition bestand in der Forderung nach noch schärferen
                Einschnitten und noch mehr Steuerentlastungen für die Unternehmen.
                Das sollte keiner vergessen, wenn am 18. September Wahltag ist.  
              Mit der CDU würde der Druck auf die sozial Schwachen weiter
                erhöht, da hat sich Herr Stoiber schon mal verschwatzt.
                Der Kündigungsschutz soll eingeschränkt werden, vor
                allem für ältere, die Gesundheitsprämie soll die
                solidarische Versicherung ersetzen, weitere Einschnitte bei der
                Arbeitsvermittlung sollen vorgenommen werden. Und das alles unter
                dem vollmundigen Versprechen, dass vor allem Arbeit her müsse.
                Aber Arbeit, gleich welcher Art, gleich wo, gleich welcher Bezahlung.
                Niedriglohn eben. Mit der CDU wären die öffentlichen
                Kassen noch leerer. 
              Was für eine Wahl haben die Wählerinnen und Wähler
                denn, wenn am 18. September wirklich Bundestagwahl sein sollte.
                Die zwischen einer Fortsetzung der bekannten Sozialabbaupolitik
                der bisherigen rot-grünen Regierung oder einem noch drastischeren
                Sozialabbau durch das schwarz-gelbe Lager?  
                Wo bleibt eigentlich die richtige Opposition zu einer solchen
                Politik.  
              Die wird derzeit im
                  Bundestag nur durch zwei Frauen getragen. Das muss sich ändern.
                  Hier ist die PDS gefordert. Sie ist zur Zeit als einzige Partei
                  bereit und in der Lage, realistische
                gesellschaftliche Alternativen aufzuzeigen.  
                Daraus erwächst uns in den neuen Bundesländern, wo
                wir durch unsere Arbeit in Landtagen und Kommunalparlamenten
                unsere Kompetenz nachgewiesen haben, eine große Verantwortung.  
                Dieser Verantwortung müssen wir uns stellen und wir müssen
                ihr gerecht werden. 
              Ich habe mich in den
                  vergangenen Jahren oft gefragt, warum es in der Bundesrepublik
                  Deutschland keine stabile linke Kraft neben
                der SPD und den Grünen gegeben hat wie in fast allen anderen
                westeuropäischen Ländern. Ich habe darüber schon
                vor zwei Jahren nach dem Fiasko der Bundestagswahlen und nach
                dem Richtungsstreit um den Geraer Parteitag gesprochen.  
                Es ist in der Tat eine besondere Situation, dass seit 1956 in
                der alten Bundesrepublik keine der zahlreichen linken Parteien
                auch nur signifikante Wahlergebnisse einfahren konnten. Die einzige
                Ausnahme ist die Deutsche Friedensunion. Sie trat 1961 an und
                erreichte 1,8 %. Bei ihrem nächsten und auch letzten Wahlauftritt
                konnte auch sie nur noch 1,2 % der Stimmen auf sich vereinen.  
                Die PDS hat im Westen in den letzten 15 Jahren diese innere Blockierung
                der Linken nicht durchbrechen können. Die Vorbehalte waren
                einfach zu groß.  
              Ich sehe dafür vor allem zwei Gründe: 
  Zum einen war es das große Misstrauen gegenüber einer
                Partei, die aus der SED hervorgegangen war. Dass eine ganze Reihe
                dieser Vorbehalte nach 1990 zu Recht bestanden haben, ist völlig
                unbestritten. Dass es aber auch unter den Linken noch nach 15
                Jahren einen so tief verwurzelten Antikommunismus gibt, habe
                ich nicht erwartet.  
                Und so ist das Bild über die PDS im Osten im Westen eben
                höchst widersprüchlich. Während die einen uns
                gelegentlich auf die Errungenschaften der DDR festnageln wollen
                (und sich das viele bei uns auch ganz gerne gefallen lassen),
                haben die anderen wie so viele MitbürgerInnen im Westen
                von den Veränderungen im Osten ebenso wenig mitbekommen
                wie von den politischen Veränderungen der PDS und ihrer
                politischen Ausstrahlung.  
                Sie verorten uns nach wie vor als politisches Überbleibsel
                der DDR, als rückwärtsgewandt und ostalgisch.  
                Dies ist aber nur die eine Seite der Distanz. Die andere liegt
                in der Geschichte der Linken im Westen selbst.  
              Die Gruppierungen
                  und Grüppchen von dort haben sich schon
                vor 1989 nicht wirklich leiden können und so hat man sich
                in Grundsatzdebatten über die grundsätzlich richtige
                ideologische Sichtweise und vor allem erst einmal die Tagesordnung
                verstrickt, während die PDS im Osten sehr schnell gemerkt
                hat, dass es notwendiger ist, die Tagesordnung abzuhandeln.  
                Wem diese Debatten zu unproduktiv waren, der blieb, wenn auch
                links, politisch bindungslos und wählte dann vielleicht
                das kleinere Übel, weil man mit ideologischer Rhetorik eben
                doch keinen Staat machen kann, nicht einmal eine ordentliche
                Opposition. 
              An dieser Situation
                  hat sich trotz beharrlicher Versuche mancher Genossin und manches
                Genossen im Westen nichts geändert.  
              Die Politik der SPD
                  in Regierungsverantwortung im Bund war es vor allem, die nun
                  einige dieser Linken und ehemalige SPD-Anhänger
                bewogen, eine neue Sammlungsbewegung, die WASG zu gründen.
                Dieses Projekt befindet sich noch am Anfang und schon heute ist
                absehbar, es ist nicht weniger konfliktbeladen als die linken
                Zusammenschlüsse vorher.  
                Dennoch kann manchmal die Not der politischen Situation helfen,
                zur Vernunft zu kommen. Wer wüsste das besser als wir.  
              Am 22. Mai hat die
                  WASG in NRW praktisch aus dem Stand 2,2 % der Stimmen erzielen
                  können. Das gab es noch in keinem anderen
                Flächenland. Aus dieser Tatsache wächst nun Hoffnung.  
                Darum ist der Versuch, diese unterschiedlichen Kräfte zu
                bündeln und eine dauerhafte linke Kraft in der BRD zu etablieren,
                ein lohnenswerter.  
                Eine Partei, die deutlich für soziale Gerechtigkeit steht,
                die den Wählerinnen und Wählern ein Pendant zur derzeitigen
                scheinbaren Alternativlosigkeit bilden könnte.  
                Deshalb ist es gut, dass die beiden Parteispitzen aufeinander
                zugegangen sind, und deshalb ist es gut, dass der Parteivorstand
                am vergangenen Samstag den Beschluss gefasst hat, dieses Zusammengehen
                zu unterstützen.  
              Das Angebot der PDS
                  ist, dass Mitglieder der WASG wie auch andere Linke auf den
                  offenen Listen der PDS kandidieren können
                und die Bereitschaft der PDS zu einer Öffnung für ein
                breites linkes Bündnis durch einen Namenszusatz im Parteinamen
                der PDS dokumentiert wird. Das ist derzeit der einzig in dieser
                Kürze rechtlich – und aus meiner Sicht auch politisch
                - gangbare Weg. Wir sollten ihn möglich machen.  
              Mit Kandidaturen auf
                  offenen Listen hat die PDS ja hinreichend Erfahrung und es
                  spricht auch für einen solchen Weg, dass
                erst jüngst zu den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt gar
                nicht wenige Menschen bereit waren, sich für die offenen
                Listen der PDS nominieren zu lassen.  
              Eine neue linke Partei
                  allerdings kann erst in einem längeren
                inhaltlichen und programmatischen Diskussionsprozess entstehen,
                in dem man Entwicklungen zur Kenntnis nimmt, sie aufgreift und
                neu gestaltet, in dem man Vorbehalte abbaut und sich Klarheiten
                verschafft über Sinn und Ziele einer solchen Partei in einer
                Gesellschaft von heute.  
              Das wird von allen
                  beteiligten Seiten ein deutliches Aufeinanderzugehen verlangen
                  auch von der PDS, insbesondere was den Umgang mit der
                eigenen Geschichte betrifft, von der manche glauben, sie sei
                nur noch für die Geschichtsbücher gut.  
                Womöglich werden in dieser Debatte in der PDS längst
                erstrittene Positionen wieder zur Disposition gestellt. Über
                die Rolle einer linken Partei in einer Gesellschaft, die neoliberale
                Entwicklungswege geht. Über Art und Inhalt des notwendigen
                Eingreifens, übers Regieren und Opponieren.  
                Wir kennen das alles schon. Aber womöglich müssen wir
                da noch einmal durch. Und es kann auch sein, dass die unterschiedlichen
                Meinungen nicht zusammen kommen. 
              Die WASG hat ihren
                  Wahlerfolg vor allem der Unzufriedenheit mit den Regierenden
                  zu verdanken. Sie konnte Protest binden,
                vor allem auch aus dem Nichtwählerlager.  
                Protest zu binden ist aber keine dauerhafte Wahlstrategie.  
                Gerade im Erfolgsfalle wird sehr schnell die Frage nach einer
                machbaren Alternative gestellt. Wer das nicht beantworten kann,
                verschwindet wieder in der Bedeutungslosigkeit. Da wird auch
                den Linken eine noch so pointierte und wortgewaltige Kapitalismuskritik
                nicht helfen.  
              Und es hilft auch
                  nicht, nur auf die Rezepte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts
                  zu blicken, sie sind offensichtlich
                untauglich für die Lösung der Probleme der Gesellschaft
                im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts.  
                Die Leute wollen am Ende jemanden haben, der Ideen für die
                Lösung ihrer Probleme hat. Ideen für heute, nicht von
                gestern und auch nicht erst für übermorgen.  
              Über diese Fragen haben wir uns in den letzten Jahren in
                der PDS, wie ihr wisst, heftig gefetzt und wir haben uns durchgerungen,
                ein Angebot machen zu wollen, was die aktuellen Entwicklungen
                aufnimmt, das über Bewahrungsstrategien und Kritik hinausgeht
                und Lösungsstrategien für heute und morgen entwirft,
                die in der Lage sind, die Gesellschaft wirklich zu einer gerechteren
                zu verändern.  
                Dabei müssen auch wir überkommene Vorstellungen immer
                wieder auf den Prüfstand stellen, und wenn erforderlich
                verändern. 
              Dazu ist in den vergangenen
                  zwei Jahren in der PDS erheblich gearbeitet worden. Konzepte,
                  die von der alten Bundestagsfraktion
                begonnen worden sind, wurden weiterentwickelt und in einer „Agenda
                Sozial“ zusammengefasst.  
                Die lässt sich von der Einsicht leiten, dass die derzeitige
                neoliberale Entwicklungslogik, wie sie von den beiden Lagern
                gebetsmühlenartig wiederholt wird, keinesfalls alternativlos
                ist. Sie beschreibt neue Wege aus dem Teufelskreis des Sozialabbaus
                und hat dabei die Finanzierbarkeit ebenso im Auge wie wirtschaftlichen
                Sachverstand.  
              Diese Agenda umfasst
                  Vorstellungen für eine neue Arbeitsmarktpolitik,
                eine solidarische Gesundheitspolitik, eine Rentenpolitik, die
                Armut im Alter weitgehend ausschließen kann, erste Überlegungen
                zu einer sozialen Grundsicherung, an denen weiter zu arbeiten
                ist, Vorschläge und Forderungen für ein gerechteres
                und besseres Bildungssystem, das ohne Ausgrenzung auskommt, das
                leistungsfähig ist und Nachteilsausgleich garantiert, und
                es gibt ein Steuerkonzept, das zumindest die Mittel wieder in
                die öffentlichen Kassen bringt, die die Vorgängerregierungen
                leichtfertig verschleudert haben.  
              Wir verschweigen jedoch nicht: 
  Auch unsere Reformvorschläge sind Vorschläge eines
                Systemwechsels.  
                Auch mit unseren Reformvorschlägen werden nicht alle Besitzstände
                zementiert.  
                Auch unsere Reformvorschläge sind für manchen unbequem.  
              Aber: Während andere den sozialen Ausgleich nur über
                die vermeintliche Solidarität zwischen den unteren Einkommensgruppen
                einfordern und damit die Armen noch ärmer machen, wogegen
                die großen Einkommen ungeschoren davon kommen oder gar
                entlastet werden, setzen wir auf die Solidarität aller in
                dieser Gesellschaft.  
              Ich finde, das ist schon was. Es sind Alternativen zu einer
                sozialen Abbruchpolitik, die wir als konstruktive und konsequente
                Opposition in diesen Bundestag einbringen werden. Mit diesen
                Alternativen wollen wir uns zur Wahl stellen. Modern, sozial
                und kompetent.  
              Das hat die PDS in
                  den Diskussionsprozess einer möglichen
                neuen Linken einzubringen. Wir sollten das sehr selbstbewusst
                tun. In Ost und West.  
              In den letzten Jahren
                  haben wir aufmerksam verfolgt, welche Konzepte und Aktionen
                  den vollmundigen Wahlversprechen der schwarzgelben
                Landesregierung folgten. Sehr schnell wurde deutlich, dass auch
                sie mit Wasser kochen. Weder eine Haushaltssanierung noch ein
                wirtschaftlicher Aufschwung noch eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage
                wurden erreicht. Statt dessen reiht sich seit Monaten eine Regierungserklärung
                an die andere. Sie ersetzen kein Regierungshandeln und das lässt
                zu wünschen übrig und geht meistens in die völlig
                falsche Richtung. 
                Darum haben wir uns auf den Weg gemacht ein eigenes Entwicklungskonzept
                für dieses Land zu erarbeiten. Wir haben uns für unseren
                Gestaltungsanspruch des Innovationsbegriffs bemächtigt und
                als Motor für Landesentwicklung begriffen.  
                Manche meinen ja, das verstünde niemand und wir sollten
                das lieber auf deutsch sagen. In der Übersetzung heißt
                das „Erneuerung“.  
                Andere denken dies sei eine Einengung auf technokratische Prozesse
                und die Entwicklung von Hochtechnologien.  
                Aber die einfache Übersetzung ist ebenso ungenau wie die
                Begrenzung auf Hochtechnologien zu eng. 
              Es geht um die Entwicklung
                  und das Beschreiten neuer und zeitgemäßer
                Wege in nahezu allen Bereichen der Gesellschaft. Natürlich
                gehört die Orientierung wirtschaftlicher Entwicklung an
                modernen Technologien (das ist mehr als Hightech) dazu, aber
                auch der gesamte Bereich der Bildung, der eine andere Gewichtung
                auch im Landeshaushalt bedarf, dazu gehören Freiheitsrechte
                und zivilgesellschaftliche Strukturen, die Bürgerkommune
                und moderne ebenso leistungsfähige wie bürgernahe Verwaltungsstrukturen.  
              Diesen Weg zu beschreiten,
                  haben wir uns vor einem Dreivierteljahr auf dem Leunaer Parteitag
                  vorgenommen. Wir haben den Leunaer
                Beschluss mit der Freyburger Erklärung von Landesvorstand
                und Landtagsfraktion untersetzt und in den euch heute vorliegenden
                Grundsatzanträgen und weiteren Projekten der Landtagsfraktion
                weiterentwickelt.  
                Dies soll unseren Weg in den bevorstehenden Landtagswahlkampf öffnen
                und die Richtung unseres Angebotes beschreiben.  
              Ich kann mir Ausführlichkeit
                  an dieser Stelle sparen, weil dazu heute und morgen in den
                  geplanten Reden noch reichlich gesprochen
                werden wird. 
              Dass der gesamte Bildungsbereich
                  für unser Konzept einen
                anderen Stellenwert erhalten muss – und kleingeschrieben
                wurde Bildung bei uns auch bisher nicht – dass dies nun
                ein geradezu programmatischer Ansatz wird, freut mich, wie ihr
                euch denken könnt ganz besonders.  
              Darum bin ich auch
                  froh, dass dieser grundsätzliche Ansatz
                auf der zentralen Bildungskonferenz in Weimar Anfang dieses Monates
                zu einem Dreh- und Angelpunkt der Politik der PDS erhoben wurde.
                Und weil ich ein bisschen was davon verstehe, weiß ich
                auch, wie viel Arbeit wir noch hineinstecken müssen, um
                das mit dem nötigen Anspruch und der nötigen Solidität
                zu untersetzen. 
              Die PDS im Land Sachsen-Anhalt
                  hätte das alles nicht leisten
                können, hätten sich nicht viele Mitglieder der Basis
                daran beteiligt.  
                Das betrifft das Engagement für den Volksentscheid für
                ein kinder- und jugendfreundliches Sachsen-Anhalt ebenso wie
                die Debatten um die Kommunal- und Kreisgebietsreform oder den
                heute noch zu verhandelnden Antrag zur Finanz- und Strukturentwicklung
                des Landesverbandes.  
              Wir haben mit unserem
                  Engagement für das Volksbegehren,
                das auch durch uns erfolgreich war und für den Volksentscheid,
                der leider nicht zugunsten der Kinder ausging, obwohl über
                300 000 Bürgerinnen und Bürger mit Ja gestimmt hatten,
                Verbündete in Vereinen, Verbänden, Gewerkschaften gewonnen
                und weitere Akzeptanz gefunden. Unsere Forderungen waren durchgerechnet,
                auch wenn die Landesregierung mit einigem Erfolg das Gegenteil
                behauptet hat. 
                Das gleiche gilt für die Proteste gegen die Hartzgesetzgebung.
                Auch da sind wir nicht beim Protest stehen geblieben. Auch da
                gibt es seit einem Jahr Vorschläge zu konkreten Veränderungen,
                die die Auswirkungen deutlich abmildern können. Manchen
                davon wird jetzt schon nicht mehr widersprochen. Aber wir wollen
                mehr, wir wollen einen prinzipiellen Umstieg, der den Menschen
                nicht ihre Würde nimmt. 
              Wir haben über die heute vorliegenden Beschlussanträge
                zur Kommunalreform und zur Parteireform mit den Genossinnen und
                Genossen der Kreisverbände und den kommunalen MandatsträgerInnen
                diskutiert und viele der Widersprüche und Probleme ausräumen
                können, Einsichten sind gewachsen, Notwendigkeiten wurden
                akzeptiert.  
                Sicher herrscht noch nicht in allen Fragen Einmütigkeit,
                aber wir sind auf einem guten Wege. Wenn der Beschluss mit dem
                langen Namen „Für eine tiefgreifende Funktional- Verwaltungs-
                und kommunale Strukturreform“ morgen gefasst wird, dann
                haben wir einen weitsichtigen Arbeitsauftrag für die nächsten
                Jahre. 
              Das gilt auch für die Entwicklung der Arbeitsstrukturen
                und Finanzarbeit im Landesverband. Und in gewisser Weise haben
                die beiden Beschlüsse sogar etwas miteinander zu tun. Seit
                dem Jahre 2000 haben wir den Beschluss, stärker in Regionen
                arbeiten zu wollen. Das ist auch in der Mehrheit der Regionen
                in Angriff genommen worden. Allerdings ist diese Zusammenarbeit
                selten über den regionalen Erfahrungsaustausch hinaus gekommen.
                Wenn heute Abend der erste Regionalverband einen Satzungsstatus
                erhält und sich gründen darf, dann ist das ein erster
                Schritt, dem weitere folgen müssen, wollen wir arbeits-
                und handlungsfähig bleiben.  
                Die Hartnäckigkeit mit der noch mancher Genosse und manche
                Genossin die überkommenen Strukturen verteidigen steht im
                eklatanten Widerspruch zur personellen Situation in den Kreisen
                und zur finanziellen Situation im Landesverband.  
              Unsere Schatzmeisterin
                  ist zu bewundern mit welcher Ruhe und Beharrlichkeit sie in
                  den letzten Jahren durch die Lande gezogen
                ist und für ein anderes Finanzierungskonzept und mehr Beitragsdisziplin
                und Ausgabendisziplin geworben hat.  
                Ansprüche, die wir an die Kreise stellen, gelten natürlich
                auch für die Landesgeschäftsstelle, deren Mietfläche
                seit diesem Monat etwa halbiert ist.  
              Weniger Geschäftsstelle muss nicht automatisch weniger
                politische Arbeit heißen. Auch da gibt es Erfahrungen,
                die man einfach zur Kenntnis nehmen muss.  
                Und weil das so ist, sollten wir die Bemühungen von Corinna
                und Micha und anderen endlich anerkennen und ihnen glauben, dass
                sie rechnen können und den vorgelegten Antrag annehmen.
                Den haben sich die beiden auch nicht alleine ausgedacht, auch
                der ist in einer Arbeitsgruppe mit Kreisvorsitzenden und im Zuge
                der Diskussion des Landesarbeitsausschusses Parteireform entstanden.
                Weil mir immer mal nachgesagt wird, ich achtete das Alter nicht,
                will ich sagen, dass solche Ergebnisse nicht auf dem Tisch lägen
                ohne Genossinnen wie Ada Ahrens und Genossen wie Hans Gödicke.  
              Überhaupt ist es uns gelungen, in den letzten beiden Jahren
                die Zusammenarbeit mit den Kreisverbänden und mit dem Landesparteirat
                weiter zu verbessern. Alle grundlegenden Entscheidungen werden
                mit dem Landesparteirat und den Kreisvorsitzenden beraten. Das
                gibt auch mehr Sicherheit und erhöht die Akzeptanz der Vorstandsbeschlüsse.
                Wir haben uns auch wirklich Rat geholt und nicht nur den Anspruch
                erhoben präventive oder nachsorgend Überzeugungsarbeit
                zu leisten.  
                Das sollte auch in Zukunft so bleiben.  
              Die Praxis, dass Landesvorstandsmitglieder
                  auch in Kreisverbänden
                auftreten, in denen sie nicht selbst zu Hause sind, hat sich
                ebenfalls bewährt. Dennoch soll nicht verschweigen werden,
                dass sich die Arbeit im Landesvorstand nicht ohne Probleme gestaltet.
                Obwohl es allen Akteuren durchaus bewusst ist, bestehen insbesondere
                für Vorstandsmitglieder, die nicht in die Debatten in der
                Landtagsfraktion einbezogen sind, Unzufriedenheiten in den Möglichkeiten,
                sich einzubringen.  
                Hierauf sollten Vorstand und Fraktion noch sorgsamer achten.  
                Es geht dabei nicht um Böswilligkeit oder um Nachlässigkeit.
                Es geht nicht um Hauptamt oder Ehrenamt. Fast alle Landesvorstandsmitglieder
                arbeiten ehrenamtlich. Es geht um arbeitsbedingt unterschiedliche
                Kommunikations-anbindungen, die bisher durch nichts wirklich
                auszugleichen waren.  
                Ich gebe zu. Obwohl ich mir dieses Problems vollständig
                bewusst bin, habe auch ich kein Mittel dagegen gefunden.  
              Gerade aber in so
                  turbulenten Zeiten wie diesen ist die Möglichkeit,
                an der Meinungsbildung wirklich zeitnah mitwirken zu können
                für das Engagement von Mitgliedern von immenser Bedeutung.
                Der heute zu wählende Landesvorstand hat nicht nur sehr
                zeitnah einen Bundestagswahlkampf und gleich danach einen Landtagswahlkampf
                zu führen, er hat auch die Partei zu reformieren und womöglich
                verantwortungsvoll an einem neuen linken Projekt zu arbeiten. 
              Dazu gehört auch, dass wir die uns zugewachsene Fachkompetenz
                pflegen. Das sind die KandidatInnen auf den offenen Listen der
                PDS bei den Kommunalwahlen – gleich ob sie gewählt
                wurden oder nicht – ebenso wie die Mitglieder der Expertenkommisssion,
                die ihre Arbeit beendet haben, die aber alle zugesagt haben,
                mit uns weiter arbeiten zu wollen. Wir haben keine Kompetenz
                zu verschenken. Im Gegenteil, wir brauchen Kompetenz und MitstreiterInnen
                für die bevorstehenden Aufgaben. Formen wie der kommunalpolitische
                Stammtisch in Merseburg, an dem besonders junge Mandatsträgerinnen
                teilnehmen und der natürlich auch für andere offen
                ist, scheinen mir geeignete Formen zu sein. Und wir brauchen
                neue Mitglieder. Da geht es uns wie allen Parteien. Mitglieder
                gewinnt man aber nur, wenn man sich öffnet, wenn man auf
                Leute zugeht, ihnen inhaltliche Angebote macht und Möglichkeiten
                zum Mitmachen bietet.  
              Da ist noch viel zu
                  tun. Die Probiermitgliedschaft mag ein Weg sein, er ist ganz
                  sicher nicht der einzige. Jugendprojekte gehören
                dazu wie in Wittenberg und Hettstedt, Unternehmerstammtische
                wie in Merseburg und vieles mehr. Wir brauchen noch viel mehr
                Einfallsreichtum.  
              Liebe Genossinnen
                  und liebe Genossen. Bitte lasst mich an dieser Stelle ein paar
                  persönliche Bemerkungen machen. Seit einem
                Jahr ist bekannt, dass ich mich nicht wieder zur Wahl stelle.
                Matthias Höhn hat sich zur Kandidatur für den Landesvorsitz
                bereits im Januar bereit erklärt und ist seit dem in den
                Kreisen und Basisorganisationen unterwegs gewesen, um sich und
                sein Programm vorzustellen. Eine wahrlich anstrengende Promotionstour,
                vor der ich den Hut ziehe. Ich hoffe sehr, dass ihr ihm heute
                das Vertrauen aussprecht und dass er auf euch bauen kann in den
                kommenden Jahren, die wohl kaum leichter werden als die letzten.  
                Ich habe Matthias als sachlichen Mitstreiter schätzen gelernt,
                der neue Ideen entwickeln kann und Wege findet, sie umzusetzen.
                Er ist kooperativ und selbstbewusst und genau solche Qualitäten
                braucht man in einer solchen Funktion.  
                Ich habe die Funktion der Landesvorsitzenden nun mehr als sieben
                Jahre ausgeübt. Das waren Jahre mit sehr unterschiedlichen
                Erfahrungen. Tolerieren, beinahe regieren, opponieren. Das war
                anstrengend, hat aber auch Spaß gemacht. Nicht selten war
                ich stolz auf meinen Landesverband, in dem politisch manches
                doch so anders lief als anderswo. Nicht dass wir nicht die gleichen
                Probleme zu wälzen gehabt hätten, aber acht Jahre Tolerierung
                einer SPD-Minderheitsregierung waren eben Herausforderungen,
                für die man sich nirgendwo Rat holen konnte. Wir waren auf
                uns selbst geworfen und wir haben uns durchgebissen und sind
                daran gereift.  
              Dann das Wahldebakel 2002 und die Debatten um Gera. Das hat
                mir schwer zu schaffen gemacht.  
                Vor zwei Jahren am Schluss des Parteitages und in den Wochen
                und Monaten danach, habe ich wohl manchmal nicht gewusst, welcher
                Teufel mich geritten hatte, die Wahl anzunehmen. Aber dann kam
                tags drauf die Mail von Steppo. Das hat Kraft gegeben. Monatlich
                einmal meldete sich bei Peter Joseph in der Fraktion ein alter
                Genosse aus Dessau, Kurt Knobloch. Er ließ mich grüßen
                und fragte nach, ob es mir noch gut ginge. Ich möge mich
                nicht beirren lassen. Das tat gut. Ich hätte mich gefreut,
                wenn er heute noch hier sein könnte. Das geht nun nicht
                mehr. Und da waren auch Petra, Helga, Wulf und Birke, da waren
                Henriette, Katrin, Katja, Anja, Achim, Stefan und Eva und da
                waren andere vor allem junge GenossInnen auch aus anderen Landesverbänden,
                die mich bestärkt haben. Sie vor allem wollte ich nicht
                enttäuschen.  
                Außerdem wollte ich selbst nicht einfach aufgeben. Und
                ich glaube, das hat sich gelohnt. Darum: Allen die mir den Rücken
                gestärkt haben, wenn der Zweifel kam, ein herzliches Dankeschön.  
                Die Wahlen des vergangenen Jahres haben den Beweis gebracht.
                Und das, was dem Landesparteitag heute an inhaltlichen Beschlussvorlagen
                vorgelegt wurde, zeigt, dass der Weg richtig war und ist.  
              Darum habe ich heute
                  auch keinen Grund mich nun in die Schmollecke zurückzuziehen, sondern will ankündigen, dass ich mich
                auch künftig in die Entwicklung von PDS-Politik einmischen
                werde, auch wenn ich nicht mehr im Landesvorstand bin. 
              Die kommenden Wochen
                  werden mal wieder mit Wahlkampf ausgefüllt
                sein. Er gibt uns die Chance den Einzug in den Bundestag zu schaffen.  
              Die Chance, nicht die Gewissheit.  
              Die Umfragewerte sind so fragil wie nie.  
  Gewählt werden wir nur dann, wenn wir Wählerinnen und
                Wähler überzeugen, dass es wichtig ist, ihre Stimme
                der PDS zu geben, damit wir im Bundestag eine kräftige solche
                haben mit allen parlamentarischen Rechten.  
                Wir wollen dabei nicht nur enttäuschten Wählerinnen
                und Wähler anderer Parteien ein alternatives Angebot machen,
                sondern auch Stimmen aus dem Nichtwählerbereich gewinnen.  
                Dazu brauchen wir Wahlaussagen, die uns auch als Alternative
                mit einem eigenständigen und ernst zu nehmenden Angebot
                ausweisen. Das macht sich an Inhalten fest, an überzeugenden
                Inhalten.  
                Nicht solchen aus dem Wolkenkuckucksheim.  
                Daran muss in den nächsten Wochen gearbeitet haben. Lothar
                Bisky hat auf dem kleinen Parteitag in Berlin am 28. Mai die
                Themen formuliert, mit denen wir unser Angebot untersetzen können.  
              Wir werden deutlich
                  machen, dass die Politik von Schwarzgelb nicht die Alternative
                  zur Politik von Rotgrün ist, sondern
                dass es eine moderne, soziale und kompetente Alternative gibt.
                Die PDS.  
                Dafür haben wir auch ein gutes personelles Angebot.  
              Ich freue mich persönlich sehr darüber,
                  dass Petra Sitte bereit ist, als Spitzenkandidatin in Sachsen-Anhalt
                  anzutreten
                und hoffe sehr, dass die LandesvertreterInnenversammlung am 10.
                Juli sie auch nominiert.  
              Ich bin auch froh
                  darüber, dass die Kreisvorsitzenden und
                der alte Landesvorstand befürworten, einen jungen Genossen
                aus den alten Bundesländern auf einem vorderen Listenplatz
                in Sachsen-Anhalt zu nominieren. Jan Korte ist Mitglied des Landesverbandes
                Niedersachsen und Mitglied des Parteivorstandes. Auf dem Parteitag
                in Leuna hat er großen Beifall gefunden und danach ist
                die Idee geboren, ihn für eine Kandidatur bei uns zu gewinnen.  
              Mit diesen beiden
                  und anderen BewerberInnen können wir
                signalisieren, dass wir für unseren inhaltlichen Politikansatz
                auch ein Personalangebot haben, dass dieser Herausforderung gewachsen
                ist.  
              In den nächsten Wochen wartet viel Arbeit auf uns - so
                etwa war der Schluss jeder meiner Reden. Vorher aber müssen
                wir heute und morgen die Voraussetzungen dafür schaffen.
                Personell und inhaltlich. Ich wünsche uns gute Beschlüsse
                und kluge Wahlentscheidungen.  
                |