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               EU-Dienstsleistungsrichtlinie 
                gefährdet Konsolidierungsprozess der neuen Bundesländer 
              Die wirtschaftspolitischen 
                Sprecher der PDS-Landtagsfraktionen haben sich in ihrer turnusmäßigen 
                Beratung am 24. Januar 2005 in Magdeburg ausführlich mit 
                dem Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Richtlinie 
                über Dienstleistungen im Binnenmarkt befasst. In der Diskussion, 
                an der auch Helmut Markov, Mitglied des Europäischen Parlamentes 
                teilnahm, wurde festgestellt, dass der Richtlinienentwurf äußerst 
                unausgewogen ist und in erheblicher Weise das im Vertrag über 
                die Europäische Union verankerte Subsidiaritätsprinzip 
                verletzt: 
              er unterwirft 
                wesentliche Leistungen der Daseinsvorsorge (Wasserwirtschaft, 
                Abfallwirtschaft usw.), soziale Dienste und durch Sozialversicherungen 
                geregelte Dienstleistungen (Gesundheitsdienste, Pflege) einer 
                allgemeinen Liberalisierung und greift damit tief in die Kompetenzen 
                der Mitgliedstaaten, ihrer regionalen Untergliederungen und Kommunen 
                ein, diese Leistungen in eigener Verantwortung zu regeln;  
                er schafft mit der breiten Verankerung des Herkunftslandprinzips 
                ungleiche Wettbewerbsbedingungen für Dienstleistungen im 
                europäischen Binnenmarkt, durchlöchert das einheitliche 
                Recht der Mitgliedstaaten und organisiert so einen Wettlauf der 
                mitgliedstaatlichen Rechtssysteme um niedrige Qualitäts-, 
                Arbeits-, Sozial-, Verbraucherschutz- und Umweltstandards;  
                er verzichtet auf eine sozialpolitische Regulierung des Dienstleistungsbinnenmarkts 
                und macht eine effektive Kontrolle der Einhaltung des geltenden 
                deutschen und EU-Rechts zur Arbeitnehmerentsendung unmöglich; 
                 
                er erschwert eine effektive Wirtschafts- und Unternehmensaufsicht 
                und bietet unzureichende Vorkehrungen zur Bekämpfung von 
                Wirtschaftskriminalität.  
                Damit wird in gravierender Weise in die Kompetenz der Länder 
                und der Kommunen eingegriffen. 
                Die PDS-Fraktionen in allen Landtagen werden  soweit dies 
                noch nicht geschehen - ihre Regierungen auffordern, im Bundesrat 
                darauf hin zu wirken, dass dieser Vorschlag umgehend zurückziehen 
                und zu überarbeiten ist.  
              Zugleich werden 
                alle Fraktionen der PDS in den Kommunen und Kreistagen gebeten, 
                in ihrem Bereich über die Vorhaben zu informieren und vor 
                allem die betroffenen Klein- und mittelständischen Unternehmen 
                sowie die kommunalen Einrichtungen auf die Konsequenzen dieses 
                Vorhabens aufmerksam zu machen. Die Richtlinie schafft ungleiche 
                Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU, die in einem radikalen 
                Unterbietungs- und Dumpingwettlauf münden.  
              Dr. Frank 
                Thiel 
                Wirtschaftspolitischer Sprecher 
              Magdeburg, 
                d. 24.01.05 
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