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               Denunziatorisch, 
                erpresserisch, rückwärts gewandt! 
                 
                 
              Die jüngsten 
                Äußerungen von Ministerpräsident Böhmer lassen 
                nur einen Schluß zu: Seine Sichtweise auf die Wirklichkeit 
                in diesem Lande ist offenkundig von extremem Realitätsverlust 
                geprägt.  
              Seine denunziatorischen 
                Bemerkungen zum Volksentscheid für eine bessere Betreuung 
                der Kinder in diesem Lande sind schlicht und ergreifend der Versuch 
                der Erpressung der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, 
                der dann auch noch mit einer teuren Anzeigenkampagne umrahmt wird. 
                Da werden die Menschen als "konsumorientiert" beschimpft, 
                als ob es hier um ein neues Auto oder ein Heimkino ginge. Es geht 
                um nicht weniger, als die Rechte der Kinder! 
                Anstatt sich um die Interessen der Menschen hier zu kümmern, 
                schielt er eher ängstlich in Richtung Westen. Wenn er denn 
                schon dorthin blickt, wäre es doch nur logisch, auch für 
                die alten Bundesländer - so empfiehlt es auch die OECD, "Baby-PISA" 
                läßt grüßen - ein Niveau der Kinderbetreuung 
                anzumahnen, das dem unseren vergleichbar ist: Also Aufbau West 
                statt Abbau Ost! Offenbar entgeht es dem Ministerpräsidenten, 
                daß gerade in Sachen Kinderbetreuung viele Menschen aus 
                den alten Bundesländern - Frauen vor allem - mit der Hoffnung 
                auf den Osten blicken, daß hiesige Standards endlich auch 
                bei ihnen Realität werden. 
                Aber - nichts davon, die schlechtesten Beispiele sind ihm Maßstab. 
                Nach dieser Logik allerdings bleibt nur eine Konsequenz - das 
                völlige Wegstreichen der Kinderbetreuung.  
                Vergessen ist alles Gerede von einer "Zukunftsdebatte", 
                Kinderbetreuung ist ihm zu einem Geld verschlingenden Kostenfaktor 
                verkommen. Das ist Politik von vorgestern - anstatt sich der Gestaltung 
                der Zukunft Sachsen-Anhalts zu widmen, ist Ministerpräsident 
                Böhmer nur noch Sinnbild einer gescheiterten Politik. 
              Entlarvend 
                ist die Position des Ministerpräsidenten zu einer überfälligen 
                Revidierung des Investitionsbegriffes: Anstatt Investitionen in 
                Kinder und Bildung nicht nur in Sonntagsreden als echte Investitionen 
                anzuerkennen, wittert Herr Böhmer hier nur den Mißbrauch. 
                Offenbar entgeht ihm dabei, wie deutlich er mit dieser Auffassung 
                eigenes Versagen eingesteht. 
              Ein breites 
                gesellschaftliches Bündnis in diesem Lande, zu dem auch die 
                PDS gehört, hat die Frage der Qualität der Kinderbetreuung 
                bis zu einem Volksentscheid geführt. 
                Die PDS wird öffentlich dagegen Widerstand leisten, eine 
                hohe Qualität der Kinderbetreuung in Sachsen-Anhalt als Verschwendung 
                öffentlicher Gelder zu denunzieren. Im übrigen hat die 
                PDS einen realistischen Finanzierungsvorschlag für den Gesetzentwurf 
                des Volksentscheides auf den Tisch gelegt. 
              Ministerpräsident 
                Böhmer sollte begreifen, daß er dem Land mit seinen 
                Positionen Schaden zufügt. Eine Politik, die nur noch darauf 
                gerichtet ist, Geld einzusparen, zu streichen, zu kürzen 
                - eine solche Politik ist nicht zukunftsfähig. Und ein Ministerpräsident, 
                der eine solche Politik zu verantworten hat, ist es ebenso wenig. 
                 
                 
              Magdeburg, 
                6. Dezember 2004 
                 
                 
              Wulf Gallert 
                PDS-Fraktionsvorsitzender 
              Dr. Rosemarie 
                Hein 
                PDS-Landesvorsitzende 
              Eva v. Angern 
                kinder- und jugendpolitische Sprecherin 
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