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               Sozial 
                differenzierte Gesundheitspolitik ist die Schwachstelle des Ministeriums 
                - Gesundheitspolitik des Landes muss Auswirkungen der Gesundheits- 
                und Sozialreformen abfedern 
                 
                 
                
               Der Minister 
                selbst forderte in seiner Regierungserklärung ein, die soziale 
                Dimension stärker zu berücksichtigen. Dies muss in erster 
                Linie an seine eigene Politik adressiert werden. 
              Die Gesundheitsreform 
                 hier insbesondere die Einführung einer allgemeinen 
                Praxisgebühr und die weitere Verschärfung der Zuzahlungsregelungen 
                bei Gesundheitsleistungen und Arzneimitteln  hat erheblichen 
                Einfluss auf den Gesundheitszustand und das Lebensgefühl 
                von Bürgerinnen und Bürger in Sachsen-Anhalt.  
                Eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes derer, 
                die nur über geringe monatliche Einkommen verfügen, 
                ist zumindest zu befürchten. Der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit 
                und individuellem Gesundheitszustand und Wohlbefinden ist seit 
                langem bekannt. Insbesondere allein erziehende Frauen sind davon 
                betroffen.  
              Aufgabe der 
                Gesundheitspolitik eines Landes ist es vor allem, im Rahmen der 
                selbst gesteckten Gesundheitsziele Maßnahmen und Projekte 
                der Prävention zu fördern. Die Auswirkungen der Gesundheitsreform 
                und die zu erwartenden Wirkungen des Hartz- IV-Gesetzes machen 
                verstärkt eine sozial differenzierte Gesundheitspolitik nötig. 
                Bisher lässt die Gesundheitspolitik des Landes das jedoch 
                vermissen. Exemplarisch dafür ist die als sehr erfolgreich 
                eingeschätzte Aktion Gesunde Büchse für schlaue 
                Füchse zur Förderung einer gesunden Ernährung 
                in den Kindertagesstätten. In ihrer Auswertung wird nach 
                dem Zusammenhang zwischen den Einkommensverhältnissen der 
                befragten Familien und den Möglichkeiten gesunder Ernährung 
                für deren Kinder gar nicht erst gefragt. Gesundheitsfördernde 
                Maßnahmen für Kinder und Jugendliche  so die 
                Zielgruppe der Landesregierung im Rahmen dieses Gesundheitszieles 
                - gehen damit an den wirklich Bedürftigen vorbei. 
              Auch das Ziel, 
                die Anzahl der Raucher und Raucherinnen in Sachsen-Anhalt zu vermindern 
                bedürfte einer zielgenaueren Förderung. Einer Studie 
                des Robert-Koch-Institutes zufolge ist die Zahl der Raucherinnen 
                unter den allein erziehenden Frauen fast doppelt so hoch wie bei 
                verheirateten. Präventive Gesundheitsförderung müsste 
                sich demnach wesentlich stärker auf diese Zielgruppe konzentrieren. 
                 
                Die Politik des Landes lässt allerdings eine solche, an Zielgruppen 
                orientierte Gesundheitspolitik vermissen. 
                Dies ist vor allem die Folge eines nach wie vor fehlenden sozialpolitischen 
                Gesamtkonzeptes. 
              Die PDS fordert 
                deshalb 
              
                -  eine Gesundheitspolitik, 
                  die sich an den unterschiedlichen Betroffenheiten und Lebenslagen 
                  von Menschen orientiert und nicht eine statistische Durchschnittsgröße 
                  als Zielobjekt nimmt, 
 
                -  die längst 
                  überfällige Erarbeitung eines sozialpolitischen Gesamtkonzeptes, 
                  das den Auswirkungen der Sozialreformen auf Bundesebene etwas 
                  entgegenzusetzen hat oder wenigstens abfedert. Es müssen 
                  Maßnahmen getroffen werden, die die Lebensqualität 
                  derjenigen deutlich verbessert, die ihren Unterhalt mit Minieinkommen 
                  bestreiten müssen. 
 
                   
                   
                   
               
              Magdeburg, 
                11. November 2004 
              Birke Bull 
                gesundheitspolitische Sprecherin 
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